“Es ist nicht nachvollziehbar, warum bei dem Anschlag in Zürich eine antimuslimische Motivation von vornherein ausgeschlossen wird und die Medien das nicht mal kritisch hinterfragen. Politiker und Sicherheitsbehörden stehen in der Pflicht, für eine lückenlose Aufklärung sorgen, anstatt bestimmte mögliche Hintergründe im Vorfeld auszuschließen “, erklärt Mustafa Yeneroğlu (AK Partei), Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses der Großen Nationalversammlung der Türkei, anlässlich des mehrfachen bewaffneten Mordversuchs in einer Züricher Moschee. Dort war ein schwarz gekleideter Mann in die Moschee eingedrungen und hatte wahllos auf betende Muslime geschossen und sie schwer verletzt. Yeneroğlu weiter:

“Es ist ein besorgniserregendes Merkmal unserer Zeit, dass der behördliche und mediale Sprachgebrauch in Bezug auf die Klassifizierung einer Gewalttat von Täter-Opferkonstellationen abhängig gemacht wird. Immer wieder werden wir Zeugen eines Verständnisses, dass quasi noch am Tatort einen terroristischen Hintergrund ausschließt, wenn sich herausstellt, dass der mutmaßliche Täter keinen muslimischen Hintergrund hat. Dieser selektive Blick wurde zuletzt wieder deutlich nach dem jüngsten Anschlag auf eine Züricher Moschee.

Obwohl es zu den elementaren Grundsätzen eines Rechtsstaates gehört, Straftaten, egal welcher Hintergrund vermutet wird, zweifelsfrei aufzuklären und sich dementsprechend jedwede Spekulation verbietet, sind es nicht zuletzt Vertreter von Politik, Ministerien und die Sicherheitsbehörden, die ihren öffentlichen Sprachgebrauch und somit den Fokus der Ermittlungen vom vermuteten Täterhintergrund abhängig machen. Im konkreten Züricher Fall gibt es nach den Medienberichten genauso viele Anhaltspunkte für eine Hasskriminalität wie auch dagegensprechende. Dennoch sprechen die Medien übergreifend von Amok und psychologischen Problemen und schließen andere Tatmotive aus, ohne der Frage nachzugehen, warum der Täter in eine Moschee ging und dort um sich schoss.

Im Ergebnis führt dieses Verständnis regelmäßig dazu, dass ausschließlich Muslime in den Kontext des Terrors gerückt werden. In Zeiten, wo Islamfeindlichkeit sich immer weiter verbreitet und Übergriffe auf Muslime und ihre Einrichtungen zunehmen, sind solche Fokussierungen besorgniserregend und kontraproduktiv. Diese Art der Berichterstattung verfehlt nicht nur den Informationsauftrag der Medien, sondern verkehrt sie sogar ins Gegenteil. Eine selbstkritische Debatte über die Rolle und Wirkung dieser selektiven Berichterstattung wäre wünschenswert.”

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